In unserer “Lohoview”-Reihe stellen wir Spezialisten und Experten rund um die Vermietung und Vermarktung von Ferienunterkünften vor. Profitieren Sie als Gastgeber von den Erfahrungen, persönlichen Tipps und Erfolgsgeschichten.

Diesmal: Holger Tiggelkamp von HundeUrlaubsWelt, Inhaber eines Reisebüros für Urlaub mit Hund und Reiseexperte für Hundeurlaub.

Hallo Herr Tiggelkamp, schön, dass Sie uns im Lohospo Interview einen Einblick in Ihren Tätigkeitsbereich geben. Beschreiben Sie doch einmal in kurzen Worten Ihr Angebot für Gastgeber:

Mein Angebot für Gastgeber besteht in einem großen Wissensschatz zum Thema Urlaub mit Hund, den ich gern weitergebe. Das kommt so: Ich habe drei Jahrzehnte in der Touristik gearbeitet, bei Reiseveranstaltern, in Produktion und Vertrieb, bevor ich meine zweite große Leidenschaft – Hunde – mit meinem Beruf verbunden habe. Seitdem bin ich als Spezialist und Berater für den Urlaub mit Hund unterwegs und auf verschiedensten Gebieten im Einsatz. Dabei will ich – und das will ich gleich vorwegnehmen, da es mir sehr wichtig ist – weiß Gott niemanden bekehren. Ich selbst bin natürlich ein großer Hundeliebhaber, aber auch ein großer Pragmatiker, der absolut Verständnis aufbringt, wenn Hunde bei Jemandem nicht auf Interesse stoßen. Ich biete einfach meine fundierte Beratung an, informiere mit meinem Reisebüro über Urlaubsmöglichkeiten mit Hund, halte Vorträge zum Thema Urlaub mit Hund, gebe praktische Tipps, berate Touristiker und Hotels in ihrem Angebot. Ich möchte ganz einfach das Potenzial und den Mehrwert von Urlaub mit Hund aufzeigen – allen, die sich dafür interessieren oder begeistern, und gern den Lohospo Gastgebern, hundeaffin oder nicht. Manche Gastgeber haben einen natürlichen Zugang zum Hundeurlaub, da sie selbst einen Vierbeiner besitzen oder mit einem aufgewachsen sind. Für andere Gastgeber ist ein Hund als Gast komplettes Neuland. Wie auf Anfragen von Gästen mit Hund reagieren? Ich gebe Antworten.

Ich will niemanden bekehren, aber halte gerne Tipps und Antworten bereit, wie Gastgeber auf Gästeanfragen mit Hund reagieren können.

HundeUrlaubsWelt

Holger Tiggelkamp von HundeUrlaubsWelt

Eine neugierige Frage gleich vorweg. Lohnt sich die Aufnahme von Hunden für Gastgeber?

Damit sind wir tatsächlich gleich mittendrin (lacht). Zu diesem Thema habe ich direkt einiges zu sagen. Zunächst einmal: Es sollte in erster Linie nicht um ‚lohnen‘ gehen. Das ist nicht die Frage, die der Gastgeber sofort mit der Buchungsanfrage assoziieren sollte. Denn auf diese Art kann es nur schiefgehen. Unzufriedene Gäste, schlechte Rezensionen, miese Erinnerungen an den Aufenthalt sind die Folge. Nein, wir beginnen mit den zwei wichtigsten Fragen für Gastgeber. Die erste lautet: Möchte ich mich mit dem Thema Buchungen mit Hund beschäftigen? Denn die Beschäftigung mit dem Thema ist schließlich komplett offen und freiwillig, und bleibt jedem Gastgeber völlig selbst überlassen. Die zweite lautet: Habe ich die Möglichkeit und Voraussetzungen, mich mit dem Thema Buchungen mit Hund zu beschäftigen?

Denn dem größten Tierliebhaber kann ein Strich durch die Rechnung gemacht werden, wenn sich die Unterkunft einfach gar nicht für Tiere eignet, sei es aufgrund der Größe, der Nachbarn, der Zielgruppenvorgaben – wie beispielsweise bei Hotels, die sich positionieren wollen und müssen. Sind diese beiden Fragen aber mit Ja beantwortet, dann kann es losgehen. Der Grad des Hunde-willkommen-heißens kann sich dabei individuell ausrichten. Der eine möchte erst einmal vorsichtig austesten, was es mit Hunden als Gast auf sich hat, ein anderer Gastgeber legt sich gleich voll ins Zeug, kauft Hundedecken und Leckerlis ein.

Beim Hundeurlaub geht es darum, dass Gäste mit Hund und Gastgeber in ihren Vorstellungen zusammentreffen. Und das wiederum hängt von der klaren Kommunikation ab. Kommen wir noch einmal kurz auf das ‚lohnen‘ zurück. Natürlich gibt es ein paar klare Vorteile beim Unterkunft für Hunde anbieten, darüber möchte ich aber ein wenig später reden, denn mir liegt nichts ferner, als Gastgeber zu beeinflussen.

„Möchte ich mich mit dem Thema Hunde beschäftigen? Habe ich die Möglichkeit und Voraussetzungen, mich damit zu beschäftigen?“ – das sind die zwei grundlegenden Fragen für Gastgeber.

HundeUrlaubsWelt
HundeUrlaubsWelt

Lassen Sie uns die Frage nach den Vorteilen also aufschieben und zunächst zu einem anderen Thema kommen. Wie ist der Markt für Urlaub mit Hund? Haben Sie vielleicht ein paar Zahlen im Gepäck?

Die habe ich tatsächlich – gar nicht im Gepäck, sondern direkt im Kopf. Ich kann Ihnen sagen, wie viele Hunde es in Deutschland gibt, um einen ersten Überblick zu gewinnen. Also, Anfang 2020 waren es 10,1 Millionen Hunde, die in Deutschland lebten. Corona hat dieser immensen Zahl noch einmal Auftrieb verliehen und Anfang des Jahres 2021 waren es 10,7 Millionen. Der Heimtiermarkt hat ein Volumen von 5,5 Milliarden Euro. Es gibt in Deutschland etwa 3.000 Läden, die sich dem Angebot für Tiere und der Nachfrage der Haustierbesitzer widmen. Die Bedeutung von Hund, Katze und Co kann man auch anderswo beobachten. Nämlich auf Social Media Kanälen. Es kursieren etwa 1,5 Milliarden Hundevideos im Netz, nur die Katze läuft dem Hund den ersten Rang ab.

Übrigens gibt es – und davon hat noch nicht jeder gehört (lacht) – den sogenannten „Pet-fluencer“. Der Influencer für Mode und Styling ist durch den Haustierfluencer abgelöst. Tierfotos und Videos gehen um die Welt. Und haben damit Einfluss. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Hundeliebhaber Tipps, z.B. hinsichtlich tierfreundlicher Unterkünfte, nur zu gern annehmen. Also: wer die beiden obigen Fragen für sich mit einem Ja beantworten hat, sich mit dem Thema Urlaub mit Hund ernsthaft auseinandersetzen will, der kann eine große neue Zielgruppe gewinnen und seiner Unterkunft Aufmerksamkeit verschaffen.

Was erwarten Hundebesitzer denn von einem Gastgeber und der Unterkunft, die Hunde erlaubt und willkommen heißt?

Da gibt es wieder große Unterschiede. Hunde sind für die meisten Hundebesitzer in Deutschland eine emotionale Angelegenheit. Sie gehören zur Familie, sie sind vollwertige Familienmitglieder. Es gibt meiner Meinung nach drei Arten von Hundeurlaubern A = Der Hund soll einfach mitkommen, B = Der Hund soll Spaß haben im Urlaub, C =- Der Hund steht im Vordergrund des Urlaubs.

Punkt A klingt für jeden machbar und Gastgeber denken häufig, mit einem lapidaren „Hunde erlaubt“ ist es getan. Hinter A steckt aber – neben dem einfachen Anspruch, den Hund gut versorgt zu wissen – auch der Wunsch des Hundehalters nach einem „seine Ruhe haben“ „nicht anecken“ „nicht blöd angeguckt werden“ und „hoffentlich in die Umgebung passen“. Gastgeber sollten sich also wirklich Gedanken machen, ob sie einem Gast mit Hund das so bieten können. Ein toller Service ist es, Adressen und Tipps für Hundebesitzer zusammenstellen, also z.B. wo kann man mit Hund einkehren? Wo hat der Hund in der näheren Umgebung Auslauf, wo kann er auch mal von der Leine genommen werden. Wo kann man für den Hund einkaufen?

Hundeurlauber Typ B geht etwas weiter in seinem Anspruch, erwartet ein konkretes Angebot für Hunde in der Unterkunft, eine angepasste Einrichtung, eine Hundedecke oder einen Fressnapf, eine grüne Umgebung und Fläche für Auslauf.

Und Hundeurlauber C geht noch ein Stückchen weiter. Bei ihm dreht sich alles um den Hund. Er möchte mit anderen Hundebesitzern ins Gespräch kommen, mit seinem Hund zusammen etwas erleben, mit dem Hund arbeiten, ihm etwas Neues bieten. Hundebesitzer unterscheiden sich in ihren Ansprüchen und es gilt, als Gastgeber herauszubekommen, was hinter der Hundemitnahme steckt. Damit die Vorstellungen und Wünsche an den Urlaub nicht enttäuscht werden, bedarf es klarer Kommunikation und aufgestellter Regeln. Man sollte es als Gastgeber vor allem pragmatisch angehen, und das empfehle ich stets. Denn Gäste sind nicht beleidigt, wenn sich ein Gastgeber gegen Hunde entscheidet. Hundebesitzer erwarten nicht von jedem Mitmenschen die große Hundeliebe. Sie wollen nicht, dass sich ein Gastgeber für sie verbiegt. Alles was sie erwarten, sind klare Ansagen. Ich empfehle dazu das Aufstellen eines Hunde-Regelwerks. Schon vor Buchungsabschluss einsehbar. Wenn jeder die Spielregeln kennt, dann läuft auch meistens alles glatt und zufriedenstellend.

„Meiner Meinung nach kann man zwischen drei Typen von Hundebesitzern und Urlaubsvorstellungen unterscheiden.“

HundeUrlaubsWelt

Wie werde ich nun also zum guten Gastgeber für Hunde? Was gibt es zu wissen und zu beachten? Wie stelle ich Regeln auf?

Ein Regelwerk für den Urlaub mit Hund ist tatsächlich das A und O. In der Welt der Hunde gibt es ja auch einen Rudelführer, wieso soll diese Rolle nicht der Gastgeber spielen? Natürlich ist weiterhin der Kunde König, ganz klar, jedoch hilft es allen Parteien, wenn genau ersichtlich ist, was der Hund darf, und was nicht, und somit Missverständnisse vermieden werden. Ein Hotel, das Hunde erlaubt, möchte Hunde vielleicht aber nicht im angeschlossenen Restaurant haben. Wie soll der Gast mit Hund das wissen? Der beste Spürhund kann dies nicht wittern. Die Spielregeln sollten mit der Buchungsbestätigung versendet werden, so dass die Transparenz gesichert ist. Aber Regeln sind natürlich nur die eine Seite des Gastgeber-für-Hunde-Seins. Echtes Interesse am Gast zeigen ist die andere. Gastgeber, die sich mit dem Thema Hund beschäftigen, die dem Buchenden Fragen zum Hund stellen, das Tier als Besucher mit seinen Bedürfnissen ernst nehmen, gewinnen auf ganzer Linie. Wie gesagt, es geht dabei nicht um ein Verbiegen. Lediglich um Interesse, Offenheit und ein bisschen Beschäftigung mit dem Thema. Das macht übrigens auch den großen Unterschied zwischen „Hunde erlauben“ und „Hunde willkommen heißen“.

Ist eigentlich ein Haustierzuschlag gerechtfertigt?

Aber klar. Durchaus. Jeder Besucher macht Dreck und Hunde haben nun mal Fell und können ihre Schuhe nicht einfach vor der Tür ausziehen und abstellen, wie wir Menschen es tun. Dementsprechend ist der Putzaufwand etwas höher. Hundebesitzer wissen das und sind nicht verschreckt von einem Haustierzuschlag. Solange der Zuschlag maßvoll und nachvollziehbar bemessen ist. Eine Frage in dem Zusammenhang ist, wie die Endreinigung berechnet wird.

Nun kommen wir aber gern noch einmal zu den Vorteilen für Gastgeber. Was spricht für die Aufnahme von Hunden?

Also, da gibt es natürlich ganz einfache und natürliche Argumente wie ein Herz für Tiere haben. Die Freude an Kommunikation und Kontakt, den Tiere zwischenmenschlich herstellen. Ihre Natürlichkeit. Wem das als Gastgeber nicht ausreicht, der kann sich aber über noch über eine ganze Menge anderer Vorteile freuen. Eine Tatsache, die mit Buchungen mit Hund einhergeht, ist: Hundebesitzer buchen gern langfristig. Sie wissen, dass ihre Unterkunftsmöglichkeiten begrenzt sind, dass ein Hotel beispielsweise nur drei Hotelzimmer für Hunde bereithält. Sie buchen daher früh und verschaffen dem Gastgeber damit Planungssicherheit. Zufriedene Hundeurlauber kommen gern wieder, sie werden zu Wiederholern und treuen Stammgästen. Außerdem sprechen Hundebesitzer bekanntlich viel miteinander. Tipps für hundefreundliche Unterkünfte sind stets gesucht und werden nur zu gern weitergetragen.

Dann gibt es natürlich noch das Thema Social Media, das ich oben schon erwähnt hatte. Hundefotos und Hundevideos werden äußerst gern geteilt und geliked und Hundebesitzer sind als Zielgruppe leicht mit kostenfreier Werbung zu erreichen. Dann gibt es noch einen weiteren, ganz großen, Vorteil: Mit Hund und Hundebesitzern lässt sich die Nebensaison und Saure-Gurken-Zeit füllen. Insbesondere nämlich, wenn in diesen Zeiten eine kreative Idee für Hunde und Hundebesitzer hinzukommt, ein spezielles Angebot. Übrigens sind einige Destinationen bereits sehr stark darin. Ich denke an die Region Hunsrück, die Hindernislauf „Canicross“ oder „Mud races“ für Herr und Hund anbietet – tolle Events für sechs Beine und eine großartige Chance, die Zimmer der Region zu füllen.

Sicherlich schlummert noch eine Menge Potenzial im Thema Urlaub mit Hund. Vielen herzlichen Dank für den ersten Einblick und das spannende Interview, Herr Tiggelkamp.

Kontakdaten:

Holger Tiggelkamp – HundeUrlaubsWelt

Hundeurlaubswelt 

Sind Sie auch Experte rund um das Thema Vermietung oder möchte Sie uns ganz einfach auch aus Ihrem Vermietungsalltag und Ihren Gästen erzählen?
Fordern Sie beim Lohospo Marketing per Email ►
service@lohospo.de den Interview-Bogen
für Lohospo Gastgeber an und geben Sie uns Einblick in Ihre 
Erlebnisse und Erfahrungen
als Gastgeber oder Experte
. Andere Gastgeber freuen sich über Ihre Insider-Tipps!