In unserer “Lohoview”-Reihe stellen wir Spezialisten und Experten rund um die Vermietung und Vermarktung von Ferienunterkünften vor. Profitieren Sie als Gastgeber von den Erfahrungen, persönlichen Tipps und Erfolgsgeschichten.

Diesmal stellen wir vor: Michelle Schwefel (Geschäftsstellenleitung Berlin) vom DFV – Deutscher Ferienhausverband.

Hallo Frau Schwefel, schön, dass Sie uns im Lohospo-Interview einen Einblick in den Verband geben. Was genau ist der DFV – der Deutsche Ferienhausverband, was macht ihn aus?

Hallo und vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich, den Lohospo Gastgebern und DMOs einen Einblick in den DFV geben zu können. Der DFV ist sehr vielseitig, aber wenn ich es in wenigen Worten umschreiben soll, dann würde ich es so tun: wir machen politische Lobbyarbeit für Ferienunterkünfte und sind Ansprechpartner und Netzwerk für die Branche. Und was uns so besonders macht? Nun, wir sind jung, ein bisschen start-up ähnlich; also nicht hierarchisch organisiert. Wir kommunizieren alle miteinander auf Augenhöhe, die Wege sind bei uns kurz.

Wie kam es zur Gründung des DFV?

Wir wollten ganz einfach eine Lücke schließen. Nämlich, als wir bemerkten, dass Online-Buchungen immer mehr an Bedeutung gewannen. Die Verbraucher waren verunsichert, die Buchungsportale hatten 2013 noch keine Lobby. Tatsächlich gab es für diesen Bereich keinerlei Interessensvertretung auf politischer Ebene. Der DFV hat sich mit dem Ziel gegründet, sich für sicheres Buchen im Internet einzusetzen. Die ersten Gründungsmitglieder waren schnell gefunden und sind uns bis heute erhalten: fewo-direkt, BestFewo, Traumferienwohnungen, e-domizil, travanto etc.

 

HundeUrlaubsWelt

Michelle Schwefel

DFV Logo aktuell

Sind die Mitglieder des DFV also nur Buchungsportale?

Buchungsportale bilden unser Rückgrat. Mitglieder sind aber auch lokale Agenturen in Schleswig-Holstein, in Mecklenburg-Vorpommern oder Niedersachen. Und neu – wir freuen uns sehr darüber – Lohospo als erste Agentur in Baden-Württemberg. Wir freuen uns selbstverständlich auch auf neue Mitglieder aus allen Teilen der Republik. Was unsere Mitglieder verbindet ist, dass ihnen die Sicherheit der Buchung am Herzen liegt, die einen Qualitätsstandard sichern, sei es im Kundenservice, hinsichtlich rechtskonformer Preisangaben oder Transparenz. Es sind Unternehmen, die sich konkret gegen Betrugsversuche im Internet einsetzen. Seit Ende 2021 sind wir aber auch für Vermieter geöffnet. Dazu kommen als Fördermitglieder Unternehmen, die Services für Ferienhausanbieter in ihrem Angebot haben. 

Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen – das klingt recht nördlich. Wo hat der DFV seinen Sitz und Fokus?

Unser Sitz ist in Berlin. Das liegt vor allem, daran, das dort das politische Herz der Republik mit dem Bundestag schlägt. Unsere Arbeit leisten wir aber bundesweit und selbst grenzüberschreitend. Wir sind überall dort aktiv, wo Ferienhausurlaub in Deutschland gemacht wird und wo es politischen Handlungsbedarf gibt. Mal „braucht uns“ das eine Bundesland mehr, mal gibt es im anderen mehr zu tun. Die Signalwirkung unserer Einsätze kommt in jedem Fall allen Regionen zugute.

Lohospo ist in Baden-Württemberg zuhause. Was fällt Ihnen spontan zu Baden-Württemberg ein?

Ein wunderschönes Urlaubsland, das unendlich viel zu bieten hat. Zweckentfremdungsgesetze machen uns hier noch wenig Sorgen: Baden-Württemberg hat ein gut handhabbares Zweckentfremdungsgesetz, wie wir finden. Bei Corona hat man allerdings doch eine Tendenz zum schnelleren Schließen beobachtet. Das liegt womöglich auch an der Grenznähe. Baden-Württemberg ist für uns jetzt auch Lohospo, die für uns ganz tolle Partner sind. Angefangen bei unserer gemeinsamen Befragung von Arbeitern zu den Folgen von Corona über unseren geteilten Stand auf der „DOMIZIL“ in Husum, oder jetzt eben dieses Interview. Die Zusammenarbeit mit Lohospo macht nicht nur Riesenspaß, am Ende kommt auch immer was raus, was allen weiterhilft. Es ist großartig für unseren Verband, in direkten Austausch mit Gastgebern und DMOs in Baden-Württemberg zu kommen.

Was bietet der DFV konkret? Vielleicht gibt es ein konkretes Beispiel aus der Arbeit des Verbandes?

In den letzten beiden Jahren gab es vor allem eins: Corona. Die hat uns ja alle völlig unvorbereitet getroffen. Hiervon waren wir, die ganze Branche, sehr stark gefordert. Was ist zu tun, wie geht man mit Stornos um, wo bekommt man Hilfen, wie sieht eine coronafeste Ferienwohnung aus, dürfen Gäste kommen, wenn ja unter welchen Bedingungen? Und das mit einer atemberaubenden Halbwertzeit, weil die Pandemie den Takt vorgab und die Verordnungen sich fast im Wochenrhythmus geändert haben. Wir als DFV haben versucht, Ordnung ins Chaos zu bringen, indem wir für Gastgeber und Gäste Infos erstellt haben, unter welchen Bedingungen wer reisen darf. Wir haben gemeinsam mit dem Deutschen Tourismusverband zwei Seminare für Gastgeber gemacht über rechtliche Fragen wie Stornierungen und eine Handreichung für Gastgeber, wie man die Vermietung coronagerecht gestalten kann und FAQs zu rechtlichen Fragen veröffentlicht. Hinter den Kulissen haben wir uns in Bund und Ländern für eine Öffnungsstrategie eingesetzt und darüber informiert, dass Ferienhausurlaub coronasicher möglich ist. Auch angemessene Hilfen waren uns ein Anliegen. Für die Agenturen haben wir auch Erfolge errungen, anfänglich konnten nämlich nur Provisionen aus Pauschalreisen bei den Corona-Hilfen angerechnet werden, hier haben wir uns erfolgreich dafür eingesetzt, dass auch Einzelreiseleistungen angerechnet werden. Auch die Eigenkapitalhilfe war eine Antwort auf unsere Bemühungen, die Lage für die Betroffenen zu verbessern. Leider keinen Erfolg hatten wir damit, dass auch Privatvermieter Corona-Hilfen bekommen können, das muss man leider eingestehen. Da war nichts zu machen, weder in Bund noch Ländern. Was aber für viele Mitglieder mit am wertvollsten war, war das Netzwerken.  Der Austausch untereinander, wie man mit der neuen Lage umgeht. Da haben wir viel positives Feedback bekommen. Wir haben dafür in der Hochzeit der Pandemie wöchentliche Videocalls gemacht. Das alles haben wir selbstverständlich nicht allein geschafft. Unser Partner vom DTV war eine wichtige Hilfe. Wir haben außerdem das Aktionsbündnis Tourismusvielfalt mit 28 Verbänden quer durch die Tourismusbranche mitgegründet, denn gemeinsam ist man stärker. Wir waren sogar entschlossen, mit zwei Partnerverbänden gegen das Beherbergungsverbot zu klagen. Es kam dann zum Glück anders, aber wir hatten schon alles vorbereitet. Wichtig war auch unsere Öffentlichkeitsarbeit, um auf die Belange der Branche hinzuweisen, bis ins ZDF Corona-Spezial haben wir es gebracht. Eine sehr erfolgreiche Aktion, die weitreichende Beachtung gefunden hat, war der mit Lohospo gemeinsam erstellte Gastgeber-Corona-Bericht, dessen Ergebnis wir gleich in einer Anhörung im Tourismusauschuss des Bundestags präsentieren konnten. Wir haben mittels Presse Druck aufgebaut, u.a. einen Offenen Brief an Frau Merkel geschrieben gemeinsam mit den Kollegen aus der Camping-Branche, weil es uns so geärgert hat, dass Frau Merkel autarken Urlaub als Pandemietreiber hingestellt hat. 

Gastgeber in Schuttertal

Corona kam ja für alle äußerst überraschend daher. Wofür setzt sich der DFV „in normalen Zeiten“ ein?

Der Deutsche Ferienhaus Verband sieht sich als Anwalt der Ferienwohnungs-Landschaft in Deutschland. Wir bemerken häufig, dass in Gesetzen die Ferienhausbranche nicht ausreichend berücksichtigt wird. Für viele in der Politik ist Tourismus immer noch Hotels, Gastro, Reisebüros, Pauschalreisen. Unsere Aufgabe ist es, Aufmerksamkeit zu schaffen, dass noch viel mehr zum Tourismus gehört als das und das Ferienwohnungen und -häuser vielerorts eine wichtige Rolle spielen, auch für die lokale Wirtschaft. Manches wir auch sehr stark durch die „städtische Brille“ gesehen, Vermieter in Stadt und auf dem Land in einen Topf geworfen. Das ist für beide nicht gut. Unser Ziel ist es, Überregulierung zu verhindern und generell dafür zu sorgen, dass Vermieter und Agenturen eine gute gesetzliche Grundlage für ihre Arbeit haben. Um mal ein positives Beispiel zu nennen: Durch ein Gerichtsurteil wurde vor einigen Jahren infrage gestellt, ob überhaupt Ferienwohnungen in Wohngebieten betrieben werden dürfen. Wer die Tourismusorte an der Küste oder auch in Bayern und Baden-Württemberg kennt, weiß, dass es Ferienwohnungen dort bereits seit Generationen gibt. Wir haben uns erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Baunutzungsverordnung entsprechend ergänzt wird und Vermietern nicht mehr von heut auf morgen die Nutzung untersagt werden konnte. Auch bei Zweckentfremdungsgesetzen werden wir aktiv. Da geht es dann vor allem darum, dass es einen vernünftigen Bestandsschutz gibt und Gastgeber nicht durch aufwändige Verwaltungsverfahren ausgebremst werden. Wichtig ist aber auch, dass wir dabei auch immer über die eigene Nasenspitze hinausblicken. Wenn in einer Region Wohnungsnot herrscht, wenn es Probleme gibt, weil zu viele Touristen einen Hot Spot besuchen und die Einheimischen sich gestört fühlen, dann sind wir selbstverständlich an Lösungen interessiert, die allen gerecht werden, denn Tourismus funktioniert nur da, wo er auf Akzeptanz trifft. Wichtig ist dabei für uns, dass politische Entscheidungen nicht aus dem Bauch raus gefällt werden, sondern auf belastbaren empirischen Daten basieren. Der DFV hält da stets die Augen offen, sei es auf Landesebene, im Bund- oder auch der EU. Aktuelle Themen sind zum Beispiel die DAC7-Richtlinie, die Vermittler und Agenturen zu umfangreichen Auskünften über ihre Gastgeber verpflichtet wird und deren nationale Umsetzung bis Ende des Jahres ansteht und die „Short-Term-Rental-Initiative“, ein EU- weiter Rahmen zur Regulierung der Ferienhausvermietung.   

Worauf ist der DFV stolz?

Lassen Sie mich kurz überlegen, da gibt es schon so einiges. Aber vielleicht zuallererst: Wir sind stolz darauf, dass wir in Politik und Öffentlichkeit als kompetenter Ansprechpartner für die Ferienhausbranche wahrgenommen werden. Das geht von Journalisten über Gastgeber bis zu Verbrauchern. Wir sind stolz, dass man uns hinzuzieht, wenn Regulierungen anstehen, die die Branche betreffen. Wir sind stolz darauf, den Blickwinkel ändern zu können und Verständnis zu schaffen. Wir haben unsere Standpunkte, sind aber gleichzeitig kompromissbereit und lassen uns gerne auf neue und kluge Ansätze ein. Besonders freut mich aber auch unser Miteinander in unserem Verband, das kooperativ und sehr kollegial ist. Das ist sozusagen der Gründungsgeist unserer Vereinigung: Das Kooperative zum Grundgedanken zu machen, aus Konkurrenten Partner zu machen – die sich ergänzen, voneinander lernen und wachsen. An erfolgreichen Initiativen fallen mir vor allem das Zweckentfremdungsgesetz in Niedersachsen ein, wo unsere Stellungnahme maßgeblich dazu beigetragen hat, dass ein Bestandsschutz aufgenommen wurde und unser bereits erwähnter Erfolg bei der Baunutzungsverordnung. Beides sind auch Beispiele dafür, wo unser Verband für die ganze Branche etwas erreicht. 

Wagen wir einen Blick in die Zukunft – was sind die Schwerpunkte und die künftigen Projekte des DFV?

Corona kam uns, wie allen, ziemlich in die Quere, ansonsten hätte sich der DFV bereits viel mehr der Nachhaltigkeit gewidmet. Es sind eigentlich sogar vier Schwerpunkt-Themenbereiche, die wir verstärkt angehen wollen. Neben der Nachhaltigkeit die Digitalisierung – Reichweite und Sichtbarkeit sind absolut wichtig -, die Mobilität und das Thema Veranstaltungen. Vor Corona haben wir unsere Mitglieder viermal pro Jahr live getroffen. Eigentlich würden wir gern noch viel mehr persönlich interagieren, informieren, für den DFV begeistern und Mitglieder ins Boot holen.

Warum sind neue Mitglieder für den DFV wichtig?

Nun, wie jeder Verein leben wir von unseren Mitgliedern. Die Unterstützung und der Enthusiasmus der Mitglieder geben unserem Verband Gewicht. Die Bandbreite und das Fachwissen der Einzelnen geben uns Gewicht. Eine Meinung, ein „O-Ton“ aus unseren Reihen schafft Aufmerksamkeit. Unser Anspruch ist, für die ganze Branche zu sprechen. Dafür ist der Input aus allen Bereichen der Branche immens wichtig. Unterschiedliche Mitglieder können außerdem voneinander lernen, Tipps und gute Ansätze – wie beispielsweise zu nachhaltiger Praxis – weitergeben. Es können Impulse geteilt werden. Es hat sich in den letzten Jahren so viel auf dem Markt getan, neue Dienstleister, neue Lösungen, neue Konzepte. Und schließlich geben höhere Mitgliederzahlen uns und der Präsenz des DFV natürlich nochmal eine ganz andere Gewichtung. Und, das wollen wir auch nicht verschweigen, um schlagkräftig zu sein, benötigen wir schlussendlich auch ausreichende Mittel.

Nun noch eine letzte Frage. Wer in der Touristik arbeitet, ist mit Sicherheit über das Projekt „Touristik hilft“ gestolpert, bei dem auch der DFV mitmacht. Was hat es damit auf sich?

Unter dem Hashtag #touristikhilft wurde in großer Spontaneität ein Hilfsprojekt für die Menschen aus der Ukraine aus dem Boden gestampft. Hintergrund war der, dass Touristikverbände und -unternehmen sahen, dass sie die Logistik – Unterkünfte, Transportmöglichkeiten, Sprachkenntnisse – haben, Geflüchteten umgehend zu helfen, als die staatliche Hilfe noch lange nicht ins Rollen gekommen war, die Menschen aber schon an der Grenze, im Nachbarland oder auf dem Bahnhof in Berlin standen. Aus #touristik-hilft ist mittlerweile die Seite touristik-hilft.de geworden, wo Flüchtende verlässliche Informationen, eine erste Anlaufstelle und Quartiere finden. Die Aktion wird von vielen Tourismusverbänden und Unternehmen unterstützt und was mir dabei besonders imponiert ist, dass man einfach die Ärmel aufgekrempelt und gemacht hat, weil Not am Mann war, statt erst lange zu fragen, ob man das überhaupt machen kann. Das und die Welle der Hilfsbereitschaft, die wir hier erleben. Zwar ist nun auch die Hilfe der Länder und Kommunen angelaufen, aber die ehrenamtliche Hilfe ist immer noch wichtig und hilft den Menschen, anzukommen. Ich nutze die Frage gern zu dem Aufruf, sich mit einer Unterkunftsmöglichkeit einzutragen, wer kann. Das ist natürlich nicht jedem gegeben, aber was auch hilft: teilen, teilen, teilen.  

Da ist Lohospo auf jeden Fall mit dabei. Wir bedanken uns sehr herzlich für das Gespräch. Alles Gute für den DFV und Sie, Frau Schwefel!

Kontakdaten:

Deutscher Ferienhausverband e. V.
www.deutscher-ferienhausverband.de

Telefon: +49 01 51 – 68 13 90 93
E-Mail: info@deutscher-ferienhausverband.de

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