Nachhaltige Gastgeber und Ihre Unterkunft

Diesmal vorgestellt: Der Rosenhof Broggingen in Herbolzheim.

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Lohospo Klimapaten zertifizieren Gastgeber nachhaltig

Gastgeber, die das Thema Nachhaltigkeit in ihre Beschreibungstexte für Ferienwohnungen aufnehmen, in Foto und Text anschaulich präsentieren (Tipps und Hilfen von Lohospo gibt es hier) und unter Beweis stellen, sind bei den Gästen und ihren Buchungen klar im Vorteil. Sie haben den richtigen Riecher für Trends, und die Nase bei Buchungen vorn. 

Doch während sich grüne Weiden, friedlich grasende Kühe, das Bio-Frühstücksei oder der hauseigene E-Bike-Verleih ansprechend abbilden lassen, gibt es ressourcenschonende Maßnahmen, die im Schatten stehen oder gar nicht erst auftauchen. Und damit nirgends Erwähnung finden. Die für Gastgeber selbstverständlich sind – oder es mit der Zeit werden. 

Dabei machen alle ressourcenschonenden Ansätze in ihrer Gesamtheit den nachhaltigen Unterschied. Sei es die Nutzung deutlich langlebigerer Energiesparlampen, die effiziente Regenwassernutzung, die konsequente Mülltrennung, Investitionen in Dachdämmung und Technologien wie Solarpanele, das Engagement von Gastgebern hinsichtlich der Gästemappe und nachhaltiger Tipps für Gäste. All dies lässt sich visuell nicht so einfach attraktiv aufbereiten – und verdient doch absolute Aufmerksamkeit und Respekt.

Genau diesen „stillen Helden“ wollen die Lohospo Klimapaten sich, gemeinsam mit dem Kooperationspartner Klimapatenschaft Tourismus GmbH, widmen: In Form einer Nachhaltigkeits-Analyse und mit dem Ziel der Zertifizierung als nachhaltige Ferienimmobilie, die sämtliches Gastgeber-Engagement in Sachen Nachhaltigkeit erfasst und für Gäste transparent macht.

Zertifizierung des Rosenhof Broggingen in Herbolzheim

Die erste Lohospo Klimapaten-Zertifizierung: Ein Einblick

Rosenhof Broggingen
Rosenhof Broggingen

Woher der Rosenhof seinen Namen hat, wird anhand dieser Bilder deutlich.

Teil 1 | Ende März 2022 – Unser Besuch mit Checkliste 

Am 23. März 2022 war es so weit. Auf den Weg zur Ferienunterkunft Rosenhof Broggingen begaben sich wir zwei, Christina und Stefanie, aus dem Lohospo Team. Bepackt mit der Klimapaten Checkliste führte unsere Fahrt uns direkt aus dem Lohospo Büro in Freiburg, durch kleinere Dörfer und an weiten Wiesenflächen vorbei, in nördliche Richtung. Die Sonne lachte und begleitete unsere Nachhaltigkeits-Mission; die für uns erste dieser Art! 

Gegen Mittag erreichten wir den Rosenhof Broggingen und die Gastgeberin Frau Blank stand bereits gemeinsam mit ihrem Hund Carlos in der Haustür. Beide empfingen uns fröhlich und herzlich. Carlos, der inoffizielle vierpfotige Hausherr trägt dafür Sorge, dass Gäste mit Hund im Rosenhof eine durchdachte Ausstattung für Ihren Aufenthalt vorfinden. 

Ebenso willkommen auf dem Rosenhof sind Familien und Gäste mit Kindern, auf die Unterhaltung wie Spiele und Bücher wartet, wie wir im Laufe der nächsten Stunde erfahren. 

Doch nun werden wir erst einmal über den Hof geführt, sehen uns den Garten mit den selbst angebauten Salaten und Gemüsesorten an. Pflanzen und Blumen, eine Vielzahl von Rosen, alles bereit für den Sommer. Sogleich wird uns klar, woher der Rosenhof seinen schönen Namen hat. Mehr als 50 verschiedene Rosenstöcke verteilen sich rund ums Haus. Neben dem ungespritzten Gemüse, je nach Saison, bietet der Rosenhof seinen Gästen auch frische Kräuter und eigenen Honig an. Wir machen uns sehr angetan und eifrig unsere Notizen. 

Aus dem Garten kommend, gehen wir als nächstes hinein, in das bäuerliche Anwesen von 1812. Denn wir wollen uns nun natürlich die zwei Ferienwohnungen ansehen, die – wie es für eine Zertifizierung der Idealfall ist – zum Zeitpunkt unseres Besuches unbelegt sind.

▶ Ferienwohnung 1, 56 qm, 1 Schlafzimmer, max. 5 Personen
▶ Ferienwohnung 2, 45 qm, 1 Schlafzimmer, max. 4 Personen

Wir vergleichen die Angaben im vorab ausgefüllten Datenerfassungsbogen mit dem Angebot vor Ort, knipsen Fotos, prüfen die Ausstattung wie Lampen und Elektrogeräte, und zählen nach. Und setzen innerhalb der nächsten Stunde sehr viele Häkchen auf unsere Checkliste. 

Eine Stunde später werden wir von der Gastgeberin auf einen Kaffee – ganz zum Anlass passend mit nachhaltigen Kaffeebohnen und Hafermilch serviert – eingeladen und plaudern noch ein wenig. Dann fahren wir zurück ins Freiburger Büro. Noch am gleichen Tag reichen wir die Daten und Informationen an die Klimapatenschaft Tourismus GmbH weiter.

Teil 2 | Mitte April 2022 – Die Auswertung und Entscheidung 

Nach unserem ersten Besuch vergeht ziemlich genau ein Monat. Denn 4 Wochen dauert die Analyse und Auswertung durch die Klimapatenschaft Tourismus GmbH. In dieser Zeit werden Daten gecheckt, Fotos ausgewertet – und der Grad der Nachhaltigkeit der Unterkunft bewertet. Es werden außerdem individuell abgestimmte Tipps und Ratschläge erarbeitet und formuliert. Und schließlich wird die Entscheidung getroffen, ob die Ferienunterkunft direkt zertifiziert werden kann – oder zunächst noch ein paar Nachbesserungen erfolgen müssen. 

Mitte April erreicht uns die Nachricht der Klimapatenschaft Tourismus GmbH:
Der Rosenhof Boggingen hat klar bestanden. Mit stolzen 86,29%. 

Natürlich gaben wir die frohe Botschaft und gute Nachricht sofort und direkt telefonisch an Frau Blank weiter, die sich erwartungsgemäß über die Auszeichnung und Zertifizierung als nachhaltige Ferienimmobilie freut (wenn auch nicht anders erwartet). Außerdem machen wir gleich einen zweiten Termin auf dem Rosenhof Boggingen aus:

Die persönliche Übergabe dieser ersten Urkunde mit Siegel wollen wir uns wirklich nicht entgehen lassen.

Teil 3 | Beginn Mai 2022 – Überreichung der Urkunde

Am 03. Mai fahren wir, diesmal Martina und Christina aus dem Lohospo Team, ein weiteres Mal zu Frau Blank nach Herbolzheim. Diesmal ist die Checkliste durch eine Urkunde ersetzt.

Ebenfalls im Gepäck haben wir: wertvolle Tipps der Klimapatenschaft Tourismus GmbH. Denn obwohl 86% Nachhaltigkeitsquote als Ergebnis für eine Unterkunft tiptop sind, bietet das umfangreiche Thema Nachhaltigkeit doch immer wieder aufs Neue spannende Ansätze. 

Wieder werden wir von Frau Blank und Hund Carlos herzlich in Empfang genommen. Diesmal können wir den Hof noch eingängiger studieren und aus allernächster Nähe genießen; es ist gerade Essenszeit und wir werden kurzerhand mit in den Hühner- und Pferdestall genommen. Wie es auch den Gästen des Rosenhofs angeboten wird, dürfen wir Brahmas und Sussex Hühner füttern und die beiden Pferde Julius und Salomon streicheln. 

Zurück auf dem Rosenhof, bei einem Apfel-Cidre, überreichen wir Urkunde und Siegel an Frau Blank: Herzlichen Glückwünsch an den Rosenhof Broggingen und seine Besitzerin! 

Rosenhof Broggingen
Rosenhof Broggingen

Auf dem Rosenhof Broggingen kann man Bienenstöcke bestaunen oder auch Pferde streicheln.

Was macht den Rosenhof Broggingen zur nachhaltigen Unterkunft?

  • Nachhaltige Wasserversorgung:
    Das Wasser auf dem Rosenhof ist Quellwasser – gefiltert werden muss nichts, da sich das Wasser sehr gut zum Trinken eignet. 
  • Nachhaltiges Wassersparen:
    An allen Wasserhähnen (Waschbecken, Dusche, Spülbecken, etc.) im Rosenhof Broggingen sind Perlatoren eingebaut. Die Toiletten haben eine Stopp-Funktion bzw. Spartaste. Gartenbewässerung/Wasser für die Tiere erhält der Rosenhof durch einfaches Regenwasser.
  • Nachhaltige Kommunikation:
    Die Gastgeberin des Rosenhof Broggingen besitzt keine Gästemappe, sie kommuniziert mündlich mit den Gästen. Sie spricht über Hausregeln, zeigt den Gästen wie alles funktioniert, beispielsweise die technischen Geräte/das WLAN, die Mülltrennung. Außerdem gibt sie den Gästen Ausflugstipps für die nähere Umgebung/ Einkaufsmöglichkeiten, etc. 
  • Nachhaltiges Freizeitangebot:
    Auf dem Rosenhof gibt es Hühner und Pferde. Familien wird angeboten, gemeinsam mit der Gastgeberin die Hühner zu füttern, Pferde zu pflegen etc. Im Sommer dürfen sich die Gäste im Garten bedienen, wo jegliches Gemüse selbst angepflanzt ist.
  • Nachhaltige Wärme und Energie
    Der Rosenhof besitzt eine Solarwärmeanlage und heizt nur mit Holzvergaser. Strom wird aus den Solarpanele am Dach bezogen. In beiden Fewos sind LED und Energie-Sparlampen im Einsatz. Die Wände sind mit Lehm verputzt. Boden aus Holzparkett

3 Fragen zur Nachhaltigkeit – an Frau Blank vom Rosenhof Boggingen

1. Was inspiriert Sie dazu, Ihre Ferienunterkunft Gästen nachhaltig anzubieten?

Ich betrachte es als Verpflichtung unserer Mutter Erde gegenüber – auch im beruflichen Bereich, soweit es mir möglich ist – mich wenig klimaschädigend zu verhalten. Darin sehe ich in gewisser Weise auch eine „Vorlebe-Haltung“ meinen Gästen gegenüber. Grundsätzlich ist mir Achtung und Respekt dem Leben gegenüber – und zwar allem Leben gegenüber – besonders wichtig.

2. Wie gestalten Sie persönlich Ihren Alltag nachhaltig?

In meinem Alltag ist mir der Umgang mit Lebensmitteln sehr wichtig: alles was an organischen Abfällen – Gemüsereste, Salat, und so weiter – anfällt, wandert entweder in die Wurmkiste mit Kompostwürmern, die daraus Humus herstellen. Oder es geht zu den Hühnern, beziehungsweise wandert auf den Komposthaufen.

Natürlich ist mein Garten biologisch – ohne Herbizide und Fungizide. Das Wasser vom Salat- oder Gemüsewaschen wird zum Gießen verwendet. Ich verwende zur Anzucht der Setzlinge oder Pflanzen der Balkonblumen ausschließlich torffreie Erden. Außerdem habe ich kein Auto – lediglich ein E- Bike und den Zug, um zur Arbeit zu kommen und einzukaufen. Was zu sperrig ist, bringen mir Freunde mit. Oder aber ich mache eine Großbestellung, beispielsweise für Putzmittel, im Drogeriemarkt. Es kommt dann als ein Paket bei mir an.

Ich kaufe vieles im Fairkauf oder in anderen Recyclingshops ein. Bei meiner Kleidung achte ich auf Nachhaltigkeit und Langlebigkeit. Mein Haus ist mit Naturmaterialien wie Lehm und Kalk verputzt und gestrichen. Die
Dämmung gehe ich ökologisch an, mit Holzfaser oder Kork. Ich engagiere mich in der Gemeinde für den Natur- und Umwelt/ Tierschutz.
Ich könnte jetzt noch viel mehr aufzählen, aber ich denke, es reicht an Beispielen…

3. Was würden Sie anderen Gastgebern in Sachen Nachhaltigkeit empfehlen?

Mit der Beantwortung dieser Frage tue ich mich schwer…
Ich denke, als Gastgeberin bin ich in der Pflicht, eine andere Art und Weise, als die typische Konsumhaltung der meisten Gäste, vorzuleben und aufzuzeigen. Ich bin überzeugt davon: Genuss und Achtsamkeit schließen sich nicht gegenseitig aus – diesen Ansatz würde ich als Empfehlung weitergeben wollen.

Das Interview wurde schriftlich ausgefüllt und bei Lohospo eingereicht – vielen Dank an Frau Blank für die Beantwortung unserer Fragen und den Einblick, und weiterhin viele nachhaltige Erfolge für den Rosenhof Broggingen!

Rosenhof Broggingen
Rosenhof Broggingen

Links: Die Gastgeberin Frau Blank mit ihren Pferden. Rechts: Lohospo Klimapatin Stefanie am ersten Tag der Besichtigung.